Musterbeispiel für moderne Mobilität „MULTI HUB WESTFALEN“ schreibt Geschichte der Güterverkehrslogistik neu

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© Thorsten Hübner
Hoher Besuch aus Berlin und Düsseldorf ist überzeugt von multimodaler Verkehrsdrehscheibe für klimafreundliche Logistik im Herzen Europas.

Der einst größte deutsche Rangierbahnhof Hamm (Westfalen) wird zu einem Musterbeispiel für moderne Mobilität entwickelt. Die Anlage soll zu einem multimodalen Bahnlogistikknoten mit innovativer Verladetechnik ausgebaut und zum Vorzeigeprojekt für klimafreundlichen Schienengüterverkehr in Europa werden.

Der MULTI HUB WESTFALEN erfüllt die im Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP im Bund beschlossenen Zielsetzungen: Der Schienenverkehr soll bis zum Jahr 2030 auf einen Anteil von 25 Prozent gesteigert werden. Dazu sollen u.a. der Einzelwagenverkehr gestärkt, KV-Terminals für den Inlandsverkehr gefördert und die Kranbarkeit von Standard Sattelaufliegern vorangetrieben werden.

Auf Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Hamm Marc Herter und des Bundestagsabgeordneten Michael Thews hat sich Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium Digitales und Verkehr und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, heute vor Ort ein Bild von den Entwicklungspotenzialen des einst größten Rangierbahnhofs in Europa machen können.

Begleitet wurden sie von Dr. Martina Niemann, Vorstand Finanzen und Controlling der DB Cargo, Jörg Hensel, Vorsitzender des Ortsverbands Hamm-Bielefeld der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Hermann Lanfer, Verwaltungsratsvorsitzender der Kombiverkehr KG und CEO der Lanfer Logistik GmbH und weiteren Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wirtschaftsförderung.

Zur Umsetzung des Vorhabens wurde eine Agentur gegründet, die die weiteren Entwicklungsschritte des MULTI HUBS koordinieren und vorantreiben soll. Christoph Dammermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte die Bedeutung der Agentur zur Umsetzung des Vorzeigeprojekts: „Die Gründung der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr ist ein Meilenstein in Richtung MULTI HUB WESTFALEN und unterstützt die Stadt Hamm auf dem Weg zum überregionalen und trimodalen Logistikknotenpunkt. Ich freue mich daher sehr, dass Land und Bund für die Agentur eine zukünftige Förderung von mehreren Millionen Euro im Rahmen des 5-Standorte-Programms in Aussicht stellen.“

Gemeinsam befuhr die Delegation das ehemalige Gelände des Rangierbahnhofs ­– eine fast 60 Hektar große Fläche, auf der zukünftig die neue Logistikdrehscheibe entwickelt werden soll. Neben der straßenseitigen Erschließung ist hier der Bau und Betrieb eines multifunktionalen Logistikareals mit öffentlich zugänglichen Terminalanlagen und einer Anbindung an den bestehenden Güterbahnhof, Depotflächen und Gleisanschlüsse vorgesehen. Das Areal wird so ideal mit dem Schienengüterverkehr, dem Straßensystem der Region und dem Datteln-Hamm-Kanal vernetzt.

Der Parlamentarische Staatssekretär zeigte sich nach dem Termin begeistert. „Der Standort verfügt über alle Schnittstellen, die es ermöglichen, Güter mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck ans Ziel zu bringen. Das ist das, was wir brauchen, um die Verkehrswende auch im Güterbereich einzuläuten und die Klimaziele im Verkehrssektor einzuhalten“, sagte Michael Theurer im Anschluss.

Entwicklungsagentur gegründet

Im Anschluss an den Delegationsbesuch ist die neue Entwicklungsagentur notariell beurkundet worden.  Deren Gründung ist der nächste Schritt, nachdem DB Cargo, Stadt Hamm, Land NRW und die Eisenbahner- und Verkehrsgesellschaft EVG bereits am 01. Oktober 2021 ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Entwicklung des MULTI HUB WESTFALEN gezeichnet haben.

Die neu gegründete Agentur setzt sich aus verschiedenen Gesellschaftern zusammen, die die konzeptionelle Umsetzung des trimodalen Logistikareals unterstützen: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm hält 51 Prozent der Anteile, die DB Cargo 27 Prozent, die Hafen Hamm GmbH 14 Prozent, die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr 5 Prozent und Lanfer Logistik 3 Prozent. Als Geschäftsführer wurde von der DB Cargo Thomas Hesse bestellt, während die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbh Marc Berendes als Geschäftsführer bestellt hat. „Damit die Entwicklung des Rangierbahnhofs Hamm zielführend unter Berücksichtigung der involvierten Stakeholder voranschreiten kann, ist eine zentrale Koordinierungsstelle dringend erforderlich“, so Marc Berendes. „Unsere Aufgabe wird es sein, die unterschiedlichen Entwicklungsstränge zusammenzuführen und die Planungsverfahren zu synchronisieren“. Thomas Hesse bekräftigt: „Der MULTI HUB WESTFALEN wird nur dann Realität, wenn alle daran Beteiligten eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Für die Realisierung und Entwicklung des Projektes spielt die Umsetzung der geplanten Kreisstraße 35n eine zentrale Rolle.“

Maxi-Terminal Hamm

Ein wesentlicher Baustein zur Realisierung des trimodalen Güterumschlags hat am Hammer Kanalhafen, dem zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands, bereits konkrete Formen angenommen: Das Maxi Terminal Hamm.

Das Maxi Terminal Hamm, das in den zurückliegenden Monaten errichtet wurde, ist ein Containerterminal, das deutschlandweit Maßstäbe setzen wird, wenn es in Kürze an den Start geht. „Vergleichbares gibt es in einem europäischen Binnenhafen bislang noch nicht“, sagte Michael Kirschner, der als einer der drei Geschäftsführer von Lanfer Logistik für den Bereich „Intermodal“, also den kombinierten Verkehr, zuständig ist. „Es können Ladeeinheiten jeder Größe umgeschlagen werden“. Während es sich momentan jährlich um gut 3.000 Einheiten handelt, wird die Zahl auf bis zu 52.000 Ladeeinheiten anwachsen. Dazu werden neben normalen Ladeeinheiten auch die neu entwickelten 75-Tonnen-Großtankcontainer der BASF gehören, die perspektivisch vermutlich die bisher gängigen Kesselwagen ersetzen. Michael Kirschner erklärt die Beweggründe: „Wir setzen auf das System, das den konventionellen Schienengüterverkehr genauso flexibel und schnell wie den Kombinierten Verkehr macht, ohne den großen Vorteil der hohen Zuladungsgewichte aus den konventionellen Kesselwagenverkehren aufzugeben.“ In Hamm wurden somit schon heute Maßstäbe gesetzt, die das neue Kapitel in der Geschichte Güterverkehrslogistik schreiben.

Quelle: Stadt Hamm

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