Troubadoure aus Marseille entführen am 18.2. in der Lutherkirche in den „Carnaval occitan“

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© Serpan

Am 18. Februar (18 Uhr, Lutherkirche) reist der Klangkosmos ins Nachbarland Frankreich. Allerdings in eine ganz besondere Gegend – ins „andere Frankreich“, den Süden: Okzitanien zählt zu den großen und traditionsreichen Regionen Europas, seine kulturelle Hochblüte hatte es im Mittelalter – die große Epoche der „Trobadordichtung“ und der Katharer. Sie machten das Gebiet im 12. Jh. zur führenden Kultur des westlichen Abendlandes, vom heutigen Nizza bis Bordeaux, von Katalonien bis ins Piemont wurde Okzitanisch gesprochen. Eine politische Einheit gab es nicht, die erst seit 2016 existierende Verwaltungsregion „Okzitanien“ ist deutlich kleiner.

Die Sprache war und ist bis heute Ausdruck der Verwurzelung der Menschen in der Landschaft des Südens und in der multikulturellen Geschichte. Anders als im Mittelalter ist heute allerdings Französisch die alleinige Amtssprache im Land, während Okzitanisch lediglich mit Einschränkungen zu den anerkannten Regionalsprachen gehört.

Die neue okzitanische Kunst- und Kulturszene entstand um 1968 in der Folge der Studentenbewegung in Frankreich. Das „Nova cançon occitana“, das neue okzitanische Lied, wurde für die Jugend des Südens zum Ausdruck ihrer Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit und kultureller Identität. Diese Grundidee trägt bis heute eine breite, fantasiereiche, politisch und sozial engagierte Musikszene. In den urbanen Zentren sind die innovativen Stimmen beheimatet, die sich den antiklerikalen und antimilitaristischen Volks- und Arbeiterliedern widmen. Die Zentren dieser Szene: Toulouse und Marseille.

Marseille besteht eigentlich aus 111 Dörfern … sagen zumindest die Marseiller. Jede Ecke der Stadt hat ihr eigenes Gesicht: ständig geht es hin und her zwischen Europa und Arabien, der Provence und Afrika, orientalischem Getümmel und französischer Eleganz. Das macht diesen 2.600 Jahre alten multikulturellen Hotspot zu einer ganz besonderen Stadt. Im Herzen liegt der Platz „La Plaine“ was in etwa „Plateau“ oder „Fläche“ bedeutet. Dieser große Platz wurde im 13. Jahrhundert für die Kreuzfahrer angelegt, die von dort ins Heilige Land aufbrachen. La Plaine liegt nicht unten in der Stadt an den Ufern des Mittelmeers, sondern auf einem der sieben Hügel im Norden von Marseille. Nach diesem magischen Ort hat sich das Ensemble „Lo Còr de la Plana“ benannt: Der Chor von La Plaine.

Populäre Spiritualität, festive Lieder und kritisch-humorvoller musikalischer Protest sind die drei Säulen des Repertoires und die Seele von Lo Còr de la Plana. Manu Théron, Komponist, Autor, Sänger, Poet und künstlerischer Leiter, hat sich dem okzitanischen Liedgut in der Tradition der Trobaires Marselhès verschrieben. Passend zur fünften Jahreszeit präsentiert er mit seinem Ensemble ein brandneues Programm mit wiedergefundenen, neu arrangierten und eigenen polyfonen Stücken in der Tradition des „Carnaval occitan“.

Eintritt frei!

Quelle: Stadt Hamm

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